Johanna Apel im Gießener Anzeiger vom 15.10.2024: "Jetzt kaufen oder lieber warten?"

15.10.2024

Bei einer zehnjährigen Zinsbindung befinden Sie sich laut Kreditvermittler Interhyp momentan auf einem Jahrestiefstwert von 3.25 Prozent. Vor einem Jahr stand noch eine Vier vor dem Komma. "Kundinnen und Kunden mit Topbonitäten erhalten in Einzelfällen sogar Baufinanzierungen mit Zinsen unter 3 Prozent", sagt Interhyp-Vertriebsvorständin Mirjam Mohr laut Mitteilung. Sie rechnet damit, dass sich die Zinsen auch weiterhin rund um das derzeitige Niveau bewegen.

Der Immobilienexperte Thomas Beyerle sieht das ähnlich. "Häuslebauer müssen sich bewusst machen, dass in den kommenden Monaten keine wesentliche Änderung in der Zinslandschaft zu erwarten ist - damit lässt sich folglich planen bei der Zinsbindung bei den Hypothekenzinsen", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Gleichzeitig tut sich aber auch etwas bei den Immobilienpreisen. Nachdem sie jahrelang nur nach oben geklettert waren, kam 2023 die Trendwende: Erstmals nach 13 Jahren gaben die Preise für Häuser und Wohnungen nach. Der Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Biberach sieht die Bodenbildung erreicht. Beyerle rechnet mit steigenden Preisen. Die Nachfrage habe wieder zugenommen, sagt er.

Wie dynamisch die Lage am Immobilienmarkt ist, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Zwar sanken im zweiten Quartal die Wohnimmobilienpreise im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,6 Prozent. Vergleicht man allerdings die Dten mit dem Vorquartal - also Januar bis März 2024 - gab es einen Anstieg um 1,3 Prozent. Laut den Wiesbadener Statistikern ist das der erste Anstieg gegenüber einem Vorquartal seit Mitte 2022. In den sieben größten Städten verteuerten sich Wohnungen um 1,6 Prozent, Ein- und Zweifamilienhäuser um 2,3 Prozent.

Ein sich stabilisierender Markt und gesunkene Zinsen: Wer vom Eigenheim träumt, dürfte derzeit womöglich nachrechnen, ob sich der Kauf jetzt lohnt. Marcus Neuber von der Immobilienfinanzierungsplattform Europace verweist darauf, dass es derzeit günstige Finanzierungen gebe wie lange nicht mehr. Neben dem Zinsumfeld schaue er sich die vermutete Preisentwicklung an - und da sieht auch er eher eine Stabilisierung und schon wieder leichte Anstiege. "Diese Konstellation ergibt einen guten Zeitpunkt, um eine Immobilie zu kaufen", sagt er. Ähnlich sieht das Mirjam Mohr von der Interhyp. "Wer sich für einen Immobilienkauf interessiert, sollte jetzt tätig werden und nicht mehr zu lange warten." Während eine Hälfte der von Interhyp befragten Expertendamit rechnet, dass sich die Zinsen langfristig zwischen 3 und 3,5 Prozent bewegen, hält die andere Hälfte steigende Zinsen mit bis zu 4 Prozent bis zum Jahresende für möglich.

Sofern die Zinskonditionen mit der eigenen persönlichen Planung übereinstimmen, sieht auch Thomas Beyerle eine gute Möglichkeit, in den kommenden Monaten zu kaufen. Allerdings betont er, dass der Blick stärker als bisher auf der Qualität der angebotenen Immobilie liegen sollte. "Zu den klassischen Faktoren wie Lage, Anbindung, infrastrukturelles Umfeld gesellt sich mittlerweile der energetische Zustand wie beispielsweise die Energiequelle", so der Experte.

Generell gilt, dass potentielle Interessierte die Angebote gut vergleichen sollten - und sich auch gut überlegen müssen, was sie finanziell stemmen können. Experten empfehlen, zwischen 10 und 30 Prozent der Investitionssumme als Eigenkapital mitzubringen.

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